Partnerschaft mit dem Posaunenchor Neuenkirchen
Am Wochenende des "Tages der Republik 1977" (7. Oktober) begann für uns Dittersbacher Bläser eine herzliche und fruchtbringende Freundschaft zum Posaunenchor Neuenkirchen. Reichlich 10 Bläser hatten sich angekündigt. Da uns bewusst war, dass der Besuch einer kirchlichen Gruppe aus dem "Westen" hochoffiziell nicht möglich war, versuchten wir, den Behörden ein Schnippchen zu schlagen. Dittersbach lag damals in einem Drei-Kreise-Eck, also an der Berührungsstelle der drei Kreise Dresden-Land, Pirna und Sebnitz. Aus diesen drei Kreisen kamen auch unsere Bläser und so wurden die Einladungen aus drei verschiedenen Kreisen geschrieben. Wir glaubten, dass dies den Behörden nicht auffallen würde. Wir erhielten die Genehmigungen ohne Einschränkung. Allerdings wurde unser damaliger Pfarrer Gühne kurz darauf nach Sebnitz bestellt.....(zitter, zitter!)
Das eigentlich Unmögliche geschah: Ihm wurde angeboten, die Neuenkirchener halboffiziell, d.h. mit Wissen der unteren Stasi-Behörde im Kreis Sebnitz, als Gruppe einreisen zu lassen. Sieht man einmal von einem einmaligen Verbot der Einfuhr von Instrumenten ab (was wir mit Hilfe der Graupaer Bläser gut überstanden) hatten wir unter keinen Einschränkungen zu leiden. Von diesem Zeitpunkt an besuchten uns die Neuenkirchener Freunde mindestens ein Mal im Jahr. Zusammen gestalteten wir viele Gottesdienste und hatten viel Freude an den den gemeinsamen Wanderungen und Abenden.
http://www.posaunenchor-neuenkirchen.de
40 Jahre Partnerschaft Neuenkirchen/Dittersbach
Als aus Bläsern Freunde wurden
... das war die Überschrift über dem Partnerschaftstreffen zwischen den Posaunenchören Neuenkirchen (Niedersachsen) und Dittersbach (Sachsen), das am Wochenende des 1.09. bis 3.09. stattfand. Am "Tag der Republik", das war der 7.Oktober 1977, begann diese langjährige Partnerschaft mit einem Besuch des Posaunenchores Neuenkirchen in Dittersbach. 15 Bläser besuchten uns damals mit Ihrem Chorleiter Horst Bruning und Pastor Alex Vosgerau. Der musikalische und der menschliche "Funke" sprang schnell über und so kamen unsere Freunde die nächsten 12 Jahre immer wieder auf dieser Einbahnstraße von West nach Ost gefahren, um uns zu besuchen. Ein Gegenbesuch war nicht möglich. Das änderte sich mit der Wende 1989. Im Dezember 1989 besuchten die Dittersbacher erstmals ihre Freunde im Westen. Unvergesslich bleiben diese Tage z.B. durch den gemeinsamen Auftritt auf dem Weihnachtsmarkt in Melle. Unvergessen die Worte von Pfarrer Rasche: "Es geschehen noch Zeichen und Wunder!" Seitdem besuchen sich die beiden Chöre jedes Jahr wechselseitig. Anders als bei "Partnerschaften" der Wendezeit, die spontan entstanden, überdauerte diese Partnerschaft die Euphorie der Wendezeit unbeschadet und besteht heute, vielleicht sogar gefestigter als je.
Grund genug, diese 40 Jahre dauernde Partnerschaft gebührend zu würdigen. Normalerweise treffen wir uns entweder in Dittersbach oder in Neuenkirchen. Die innerdeutsche Grenze spielte in dieser Partnerschaft sozusagen eine entscheidende Rolle. Was lag also näher, als sie auch an der innerdeutschen Grenze zu feiern.
Die Idee dazu lieferte unser Posaunenchor-Leiter Ingo, der auch die intensive Vorbereitung des Treffens übernahm. Jedes Detail wollte abgesprochen sein, jeder Auftritt akkurat geplant. Dafür sagen die Bläser beider Posaunenchöre ausdrücklich Dank!
Ein Großteil der Bläser fuhr ab Dittersbach gegen 12:00 Uhr ab, die Neuenkirchener starteten gegen 13:00 Uhr. Wir trafen nahezu zeitgleich in Langelegen, einem Stadtteíl von Königslutter, ein. Hier hatten Heimo und Sabine Sölter sowie Erwin und Sonja Wollschläger eine ehemalige verfallene Jugendherberge gekauft. Sie ist heute unter Waldhaus Langeleben im Internet zu finden und wird zu einem "Seminarhaus" umgebaut. Erwin Wollschläger war 30 Jahre "Spieß" beim Bund, baut dieses Haus nun nach und nach wieder auf. Gewinn will er nicht unbedingt machen, das bringt ihn in die komfortable Situation, sich die Gäste und Gästegruppen aussuchen zu können ("Feuerwehr und reine Jugendgruppen kommen hier nicht mehr rein.") Wir aber kamen rein und man kann es vorweg nehmen, Erich Wollschläger signalisierte ein "Herzliches Willkommen" bei einem nächsten Besuch.
Nach einem Kaffeetrinken u.a. mit echter Sächsischer Eierschecke (Onkel GOOGLE meint: "Die Schecke bezeichnete ursprünglich im 14. Jahrhundert eine Männerkleidung, die aus einem halb- bis dreiviertellangen Leibrock mit starker Taillenbetonung bestand und meist mit Hüftgürtel (einem Dusing) getragen wurde. In Anlehnung an dieses „Kleidungsstück in Dreiteilung“ (oberer Teil, Gürtel, unterer Teil) wurde hiernach auch das Kuchenstück benannt.") wurden die Zimmer bezogen. Nicht alle waren perfekt, aber ausreichend. Nach dem Abendessen eine erste Übungseinheit, anschließend das, was Ingo "Party Teil 1" genannt hatte. Herfurter Pils und Gogelmosch-Bier traten im Wettkampf gegen Rot-und Weißwein an. Das alkoholfreie Bier wurde eher stiefmütterlich behandelt ....
Der Samstag begann nach dem Morgenblasen und Frühstück ("lecker") mit einer Übungseinheit, danach ging es in den Dom vom Königslutter mit seinem ca 7-Sekunden-Nachhall. Die vielen Feste rundum hatten zur Folge, dass nur wenige Gäste anwesend waren. So wurde es eine Andacht uns zu Freude. Mittagessen im Haus Falkenstein. Am Nachmittag waren verschiedene Aktivitäten geplant, Wandern zum Tetzel-Stein, zur Burgruine oder aber Führung im Dom. Gegen 17:00 Uhr trafen wir uns zu einem kleinen Konzert im Altenheim von Langeleben. Wollschlägers hatten ein super Grill-Buffet vorbereitet, wir bedankten uns später mit einer Abend-Serenade. Der Abend klang aus mit RADEBERGER und "MüllerDrei" und war wohl erst gegen 1/2 3 beendet. Der Sonntag begann mit dem Frühstück und einem evangelischen Waldgottesdienst im FriedWald Elm, nur wenige Meter vom Waldhaus entfernt. Hier waren weit über 100 Gäste Teilnehmer an einem evangelischen Gottesdienst zur Erinnerung an die Toten im FriedWald. Nach dem Mittagessen fuhren wir an die Gedenkstätte Deutsche Teilung in Marienborn. Speziell für unsere Neuenkirchener Freunde ein bewegender Augenblick! Horst Bruning schreibt dazu:
Ich kann gar nicht beschreiben, was mir in Marienborn alles durch den Kopf gegangen ist. ... Nie hätte ich es für möglich gehalten, auf diesem Gelände jemals zu musizieren, Oberstimmen zu blasen und erst recht nicht den letzten Choral Gloria sei dir gesungen zu dirigieren. Die wundervoll von J.S. Bach komponierten Läufe im Tenor, im Bass und in der 2. Stimme sowie die tragende und strahlende Melodie mit ausgeblasenem crescendo und decrescendo. Es war einfach wunderbar ! Das werde ich niemals vergessen!"
Wir verabschiedeten uns gegen 16:30 an der "Innerdeutschen Grenze", hoffend, dass nie mehr ein Riss dieser Art durch ein Volk gehen möge. Die jungen Leute in unseren Reihen scheinen dafür zu stehen. Diese Partnerschaft zwischen Ost und West, zwischen ehemals Sozialismus und Kapitalismus, wird weiter bestehen, natürlich weil persönliche Freundschaften entstanden sind, aber vor allem, weil unsere gemeinsame Aufgabe uns eint, das Lob Gottes!
Gott danken ist Freude!
Gott danken macht Freude!
Gott danken, macht Freunde!
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